Corona Virus / Es ist nicht mehr so still

Viele Wochen sind nun vergangen und ein schreckliches Virus begleitet uns noch immer. Corona will noch nicht gehen und wir müssen damit leben. Keiner weiß, wie lange noch.

Nein, ich habe immer noch keine Angst, aber ein unwohles Gefühl ist geblieben.

In Spanien sind die Vorschriften jetzt nicht mehr ganz so streng. Nach den vielen Wochen, in denen wir nur zum Einkaufen das Haus verlassen durften, können wir jetzt endlich nicht nur in unserem Dorf spazieren gehen.

Mein Mann und ich sind vor Corona gerne um Mitternacht noch zu einem Spaziergang aufgebrochen. Wir lieben es, durch die leeren und ruhigen Straßen zu gehen.

Jetzt müssen wir um 23:00 Uhr wieder in unserem Haus sein. Ein wenig wie früher als wir jung waren. Mami und Papi gaben uns die Zeit vor, wann wir zu Hause zu sein hatten. Heute ist es der spanische Staat, der uns sagt, wann die Nachtruhe beginnt.

Noch vor wenigen Tagen war es ganz still auf der Straße, nur sehr selten sahen wir jemanden mit seinem Hund Gassigehen. Es war kein Auto zu sehen, aber vor allem nicht zu hören.

Plötzlich war eine Zeit angebrochen, sagen wir mal, die Corona Zeit, die mich innehalten ließ. Es war so still. Ich nahm nur die Natur wahr. Nichts störte mein kleines Stelldichein mit ihr. Alles erschien mir, trotz Corona, so friedlich. Ein kleiner Windhauch und schon sangen die Blätter an den Bäumen ein Lied. Ich hörte das Mittelmeer, das nicht weit von unserem Haus entfernt ist, seinen eigenen Gesang in die Welt geben. Ich nahm das zarte Zwitschern der Vögel auf und freute mich an ihrer sanften Melodie.


Corona kam und wir hatten wieder Zeit

Corona kam und wir hatten wieder Zeit, auf diese wundervollen Dinge zu achten. Ich war schon immer gerne in der Natur. Doch hatte ich sie vorher auch so zauberhaft wahrgenommen, wie jetzt, in unserem kleinen Garten? Ich liebe dieses kleine Stück Land, erfreue mich an den Blumen und den noch kleinen Orangen-Bäumchen. Lasse mich vom Duft der Blüten verführen und hoffe, dass ich irgendwann einige Orangen ernten werde. Aber noch nie kamen mir unser Haus und unser Garten wie eine kleine Festung vor, die mich und meine Familie vor einem unheimlichen Virus schützen muss.

Natürlich mache ich mir auch Sorgen, ob meine Lieben alles gut überstehen. Ob sie ihren Job behalten können? Die Antwort darauf ließ nicht lange auf sich warten und ich wusste, dass Corona mit seinen finanziellen Auswirkungen auch meine Familie getroffen hatte.

Mein Mann und ich haben unser Auskommen. Ja, einige finanzielle Einbrüche gibt es, aber damit können wir leben. Ich bewundere meine Kinder und meine Enkel, wie sie die Situation annehmen. Es wird nicht gemeckert oder auf die Politik geschimpft. Wenn meine Enkelin mich anstrahlt und mit mir klönt, dann geht mir das Herz auf. Unseren großen Enkel haben wir schon viele Wochen nicht mehr gesehen, obwohl er nur 100 km von uns entfernt wohnt.

Vor fünf Tagen durften wir endlich wieder zu einem Spaziergang unser Haus verlassen. Unser erster Weg führte uns zum Meer. Wir gingen wie kleine Kinder durch die Straßen, sahen uns glücklich um. Einige Häuser waren frisch gestrichen, da hatten die Eigentümer wohl die Corona-Zeit genutzt und waren im privaten Bereich sehr fleißig gewesen.

Als wir eine ehemalige Nachbarin trafen, strahlten wir uns gegenseitig, aber mit Abstand an. Kein Küsschen, keine liebe Umarmung dennoch das gute Gefühl, einen lieben Menschen zu sehen.


Am Meer atmete ich tief durch.

Es war einfach wunderbar, nach so vielen Wochen das Meer zu erblicken. Ganz langsam ging ich über den Sand hin zu „meinem“ Meer. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Durfte ich eigentlich an den Strand oder war es immer noch verboten. Trotzdem ging ich langsam Schritt für Schritte weiter. Ich genoss den leichten Wind und sah, wie sich die Wellen im Sand brachen.

Bildete ich es mir ein oder war das Wasser total klar? Hatte sich die Natur vielleicht ein wenig von uns Menschen erholt? So schnell wird es wohl nicht gehen, aber mir tat es gut, das Meer hier an unserem Strand so sauber zu sehen.

Es ist schön, wieder ein wenig spazieren gehen zu dürfen. Wir haben die Hoffnung auf die zweite Phase der Lockerungsmaßnahmen, die am Montag starten soll, um dann in ein weiteres Stückchen Freiheit zu starten.

Corona hat viel verändert und es wird in unserem Leben sicher noch mehr verändern. Menschen, die sich immer schon nah waren, sind noch näher zusammengerückt. Andere melden sich fast täglich, obwohl sie fast 2.500 km entfernt wohnen. Es sind gute Freunde, die uns schon weit über 30 Jahre begleiten. Sie haben Angst um uns, weil sie permanent hören, wie heftig Spanien vom Coronavirus erfasst wurde.

Ich bekomme liebe Nachrichten auch von Menschen, die ich nur wenig kenne, die mich aber glücklich machen. Oder wenn mir eine Freundin hübsche Fotos von ihrem süßen Enkel schickt, der in diese schwierige Zeit hinein geboren wurde. Ich freue mich darüber, dass ich durch die Fotos und kleinen Videos an der Entwicklung von so einem niedlichen Schatz teilnehmen kann. Das tut meiner Seele gut und mit solchen Erlebnissen kommt jeder von uns besser durch diese ungewöhnliche und schwere Zeit.


Facebook

Wenn ich bei Facebook manche Kommentare lese, kann ich nur den Kopf schütteln und frage mich, ob intelligente Menschen wirklich so etwas glauben, was sie da so posten oder teilen. Menschen, die ich glaubte zu kennen. Allerdings bin ich der Auffassung, dass jeder seine eigene Meinung haben sollte, egal ob sie mir oder anderen gefällt. Am Anfang habe ich noch darauf geantwortet, das mache ich heute kaum noch. Ich will meine Zeit nicht mit solchen, in meinen Augen, unmöglichen Posts verschwenden. Manchmal lese ich den einen oder andern noch, aber so ein Gedankengut ist einfach nicht meins. Dann lasse ich mich eben als Schlaf-Schaf bezeichnen, wie ich es immer wieder lese, wenn jemand diese hetzerischen Posts anders beurteilt. Da kann ich gut mit leben, denn Schäfchen sind doch süß.

Keiner von uns weiß, was noch kommen wird. Keiner wird es mit Posts, in denen Hetze verbreitet wird, ändern. Aber die Schreiber und Verbreiter machen vielen Menschen mit solchen Äußerungen nur noch mehr Angst. Wir werden merken, was das Leben noch für uns bereithält.

Jetzt habe ich fast einen kleinen Roman geschrieben, was ich eigentlich gar nicht wollte. Ich hoffe, es hat euch trotzdem ein wenig Spaß gemacht, meine Gedanken zu lesen.

Alles Liebe, bleibt gesund und habt trotz allem noch Freude am Leben, denn wir haben nur dieses eine Leben.

 

Jutta Reinert


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